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Für Hobby-Alchemisten: Anleitung zur Herstellung von künstlichem Rinderhorn
Beinahe 500 Jahre alt ist das Rezept zur Herstellung von Kunsthorn und damit die zurzeit älteste bekannte deutsche Rezeptur für Kunststoff.
Um 1530 trafen sich der Schweizer Kaufmann Bartholomäus Schobinger und der bayerische Benediktinermönch Wolfgang Seidel im Hause der Fugger. Seidel, leidenschaftlicher Sammler und Herausgeber wissenschaftlicher Schriften, erfährt hier ein alchimistisches Rezept, das er später in seinen Schriften veröffentlichen wird: Das Geheimnis zur Herstellung einer „durchsichtigen materi...gleich wie ein schons horn“.
Hier das Rezept:
„Nimm einen Ziegen- oder anderen Magerkäse, lass ihn einen ganzen Tag sieden; ... dann muss er abkühlen, bis sich ein dicker Brei absetzt; das Weiße, das wie Milch aussieht und oben schwimmt, wird abgegossen; was aber am Boden bleibt, darüber gieße wieder heißes Wasser, das man sieden lässt. Man rührt um, damit sich das Weiße wieder abscheidet. Und wiederholt dies so oft, bis keine weiße Masse mehr abgeschieden wird. Am Boden bleibt ein Stoff übrig, der zäh und durchscheinend ist wie Horn und aussieht wie Quark.“
Wie’s weitergeht erfährt man ebenfalls beim Pater Seidel:
„Dann lege den gereinigten Stoff in eine gut angewärmte Lauge und drücke ihn anschließend in eine Form. Nach dem Hineinpressen wird die Form mit dem Material in kaltes Wasser getaucht. Dort wird das Material hart wie Knochen und wunderbar durchscheinend.“
Seidel: „Wenn man es richtig gemacht hat, kann man damit Tischplatten, Tischgeschirr und Medaillons gießen, also alles, was man will.“ Aber Vorsicht: Man muss dem Ganzen eine Form geben, solange es noch warm ist. „Selbst wenn es bereits geformt ist, so kann man es dennoch verziehen, ohne das es Schaden nimmt. Sobald es aber erkaltet ist, darf man es nicht mehr biegen oder drehen, da es sonst wie Glas zerspringt.“
Fertig ist das ideale Material für Heimwerker.