Lexikon der Kunststoffe
Kunststoffe sind so verschieden wie die Anwendungen, für die sie eingesetzt werden. Ein Werkstoff, der beliebig verfügbar und formbar ist, gehört zu den uralten Träumen der Menschheit.
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Es begann in der Steinzeit mit eingedicktem Birkensaft, der zum Abdichten oder dem Befestigen von steinernen Pfeilspitzen im Schaft oder Äxten am Stiel gebraucht wurde.
Damit beginnt die Reihe der abgewandelten Naturstoffe sowohl pflanzlichen als auch tierischen Ursprungs. Die erste schriftliche Erwähnung einer Rezeptur zur Herstellung eines „Kunststoffs“ stammt aus dem 16. Jahrhundert, in dem der bayerische Benediktinerpater Wolfgang Seidel eine Prozedur beschreibt, mit der man aus Ziegenkäse ein Material erzeugen kann, das sich als Ersatz für Horn eignete. Caseinkunststoffe spielten bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts beispielsweise bei der Herstellung von Modeschmuck eine Rolle.
Die theoretischen Grundlagen für solche Prozesse sollten erst 300 Jahre später entwickelt werden. Bis dahin war die Herstellung von Kunststoffen in der Hand von Tüftlern und Erfindern, die zwar weltbewegende Erfolge hatten, aber nur auf das Prinzip „Versuch und Irrtum“ und ihre Erfahrung bauen konnten. Dabei spielte die Entwicklung der noch mit magischen Elementen durchsetzten „Alchemie“ zur modernen Naturwissenschaft „Chemie“ natürlich eine Rolle.
Mit der aufkommenden Industrialisierung stieg der Bedarf nach leicht zu verarbeitenden Werkstoffen und damit die Experimente und Erfindungen, natürliche Rohstoffe entsprechend durch chemische Prozesse den Bedürfnissen anzupassen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam dann durch die Entwicklung des Phenol-Formaldehydharzes, dessen Ausgangsmaterial die Steinkohle war, der Durchbruch für die vollsynthetischen Kunststoffe.