Was sind Kunststoffe?
Nachdem das mit dem Namen jetzt geklärt ist, stellt sich allerdings gleich die nächste Frage: Was sind Kunststoffe eigentlich? Nach Professor Christian Bonten vom Stuttgarter Institut für Kunststofftechnik handelt es sich dabei um „Werkstoffe, die aus Polymeren und Zusatzstoffen bestehen.“ Daraus kann man alles Mögliche zwischen extrem dünnen Folien und komplex geformten, dreidimensionalen Produkten beziehungsweise Objekten herstellen. Nebenbei: Kunstfasern (auch Synthesefasern genannt), aus denen man unter anderem Textilien produziert, werden gesondert betrachtet und zählen nicht zu den Kunststoffen. Obwohl sie natürlich ebenfalls aus Polymeren und (anderen) Zusatzstoffen bestehen. Den Grund erklären wir später.
Und Polymere? Das sind lange, fadenförmige Molekülketten. Professor Bonten wird hier sogar noch etwas präziser: „Makromoleküle natürlichen oder petrochemischen Ursprungs.“ Die Vorsilbe „Makro“ verdienen sich die Polymere, weil ihre Molekülketten ausgesprochen lang sind. Auch diese Silbe stammt aus dem griechischen: Hier bedeutet μακρός (makros) „groß“ oder „weit“.
Polymere findet man übrigens nicht nur in Kunststoffen. Auch in der Natur sind sie extrem verbreitet, sogar im Menschen. Eiweiße (Proteine), Spinnenseide, Baumwolle, Haare, Fingernägel, aber auch unsere Erbsubstanz, die komplexe Desoxyribonukleinsäure (DNS): alles Polymere. Selbst die sogenannten komplexen Kohlenhydrate Zellulose und Stärke, aber auch Holz und Chitin (einer der Werkstoffe, aus dem Insektenpanzer bestehen): Molekülketten. Diese natürlichen Polymere werden heutzutage allerdings nicht auf breiter Basis für die Herstellung von Kunststoffen eingesetzt.
Das war früher anders: Die ersten Fasern und später auch die ersten Kunststoffe wurden noch aus natürlichen Polymeren gewonnen, die man mit natürlichen Zusatzstoffen (z.B. Farbstoffen) versetzte. Erst mit der Zeit lernten Chemiker Polymere maßgeschneidert synthetisch zu schaffen, um sie für Kunststoffe und Kunstfasern einzusetzen. Da sie ihre Molekülketten aus Bausteinen aufbauten, die letztlich aus Erdöl gewonnen werden, basiert die Kunststoffherstellung auf der sogenannten „Petrochemie“.