Geschichte der Steinkohlenteerchemie
Steinkohle braucht man doch zum Heizen oder im Stahlwerk? Bei Kunststoff denkt der Laie heute eher an Erdöl als an diesen heimischen Rohstoff. Dabei begann gerade die Geschichte der vollsynthetischen Kunststoffe mit einem Produkt aus Steinkohle: dem Phenol. Mit dem Hitze-Druck-Patent von Henri Baekeland 1907 beginnt der Siegeszug eines ganz neuen Werkstoffs: Phenol-Formaldehyd-Harz, dem Laien bekannter als „Bakelit®“. Die Rütgerswerke hatten ganz entscheidenden Anteil an der Durchsetzung und Verbreitung dieses neuen Materials in Europa. Man hatte sofort das Potential der amerikanischen Erfindung erkannt, verhandelte schnell über Lizenzen und begann schon 1910 mit der Produktion.
Der Band „Geschichte der Steinkohlenteerchemie“ von Gerd Collin schildert ein spannendes Kapitel der Chemie- und Industriegeschichte von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts, das auch angesichts des absehbaren Endes der Steinkohleförderung in Deutschland in Vergessenheit zu geraten droht.
Gerd Collin, Geschichte der Steinkohlenteerchemie am Beispiel der Rütgerswerke (Hamburg – Wien 2009), ISBN 978-3-924562-06-9, 62,50 €.