Kunststoff Buchtipps

DDR-Design

Freia

1955
Freia, Reisenähmaschine ‘Freia’

Der Band „DDR-Design“ bereitet diese Epoche der deutschen Designgeschichte informativ und reich bebildert auf. Gegliedert nach den verschiedenen Lebensbereichen wird dargestellt, dass sich Produktgestaltung in der DDR nicht nur auf Plastikeierbecher in Hühnchenform beschränkt hat. Ganz im Gegenteil: viele Geräte des täglichen Bedarfs wurden von exzellen­ten Designern gestaltet - beispielsweise Ernst Fischer, der die Koffernähmaschine „Freia“ mit ihrer charakteristischen Ummantelung aus Bakelit® entwickelte - ‚die den Vergleich mit den bundesdeutschen Stars des Produktdesigns wie Dieter Rams oder Hans Gugelot nicht scheuen mussten. Die Produkte waren im Westen auch durchaus verbreitet und beliebt, nur nicht als DDR-Ware, sondern unter der Flagge der Eigenmarken von Kaufhausketten. Sie sind also Bestandteil einer gesamtdeutschen Produktkultur, die durch den Text vor der Verges­senheit bewahrt wird. Im Buch von Günter Höhne werden die Namen der Designer endlich öffentlich genannt, aus ideologischen Gründen wurden sie in der DDR im allgemei­nen verschwiegen. Dabei kommen natürlich auch die Anwendungen für Kunststoff nicht zu kurz, die einen gewichtigen Anteil an der Materialwirtschaft in der DDR für sich beanspru­chen konnten.
Es ist ein erfrischend sachlicher Text jenseits von Ostalgie und Wessi-Häme, der wichtige Aufschlüsse über die Entwurfs- und Entstehungsbedingungen von Konsumwaren in der DDR ver­mittelt.

Günter Höhne, DDR-Design (Köln: Komet Verlag 2006); ISBN 3-89836-587-5; 14,95 €.