Bois Durci - Un plastique naturel - A Natural Plastic
Ein sehr spezielles Gebiet der frühen Werkstoffgeschichte wurde jetzt von dem Belgier Gaston Vermosen und dem KMV-Mitglied Hans Ulrich Kölsch aufgearbeitet und dokumentiert. Es handelt sich um das so genannte Bois Durci, ein Proteinoplast, das vor allem in Frankreich zwischen 1855 und 1927 zur Herstellung von Bilderrahmen, Schreibgarnituren, Albumdeckeln, Plaketten und anderen luxuriösen Gebrauchsgegenständen verwendet wurde. Die Zutaten für diese Pressmasse waren Abfallprodukte: Rinderblut aus den Schlachthöfen um Paris und Mehl tropischer Hölzer, das bei der Möbelproduktion anfiel. Nach akribischen Studien haben Vermosen und Kölsch alles zusammengetragen, was sich über die Geschichte, die Produktionsverfahren und -stätten sowie die Produktpalette dieses fast vergessenen Industriezweigs aus der Frühzeit der Massenproduktion noch finden ließ. Freunde der Industriegeschichte und des Historismus kommen hier voll auf ihre Kosten.
Ganz nebenbei weist diese Geschichte aus dem 19. Jahrhundert zwei sehr moderne Aspekte auf: die Problematik der Abfallverwertung und die der Kunststoffe aus „nachwachsenden Rohstoffen“.
Ergänzt wird das schmale Textheft durch einen ausführlichen bebilderten Katalog auf CD-Rom. Gaston Vermosen, Bois Durci – Un plastique naturel – A Natural Plastic, 1855-1927 (Selbstverlag 2008), Text französisch und englisch, 22,50 € zzgl. Versandkosten.