Kunststoffe und Elektrizität
Die Anfänge – Erste Erfolge
Vor hundert Jahren erfand Leo Hendrik Baekeland ein künstliches Harz aus Phenol-Formaldehyd, nach ihm Bakelit® genannt, das unter Hitze und Druck formbar war. Damit begann nicht nur das Zeitalter der vollsynthetischen Kunststoffe, sondern das Bakelit® war ein Werkstoff, der eigens für die ebenfalls in den Kinderschuhen steckenden Elektroindustrie und Telekommunikation gemacht erschien: leicht formbar, stabil und vor allem keinen Strom leitend.
Ob Gehäuse, Schalter oder Steckverbindung: Bakelit® war bald als Isolationsmaterial unentbehrlich.
An - Aus
Man dreht am Schalter, er rastet mit einem trockenen „Klack“ ein und das Licht geht an. Egal, ob Dreh-, Kipp- oder Druckschalter, das An- und Abschalten von elektrischen Geräten ist für uns schon zu einer ganz reflexhaften Bewegung geworden. Eine Handlung, über die wir nicht mehr nachdenken müssen. Dabei gibt es hier durchaus ein Schnittstellenproblem.
Elektrischer Strom hat die Eigenschaft, den Weg des geringsten Widerstandes zu suchen. Da der menschliche Körper überwiegend aus Wasser besteht, das Strom sehr gut leitet, hat Elektrizität die Eigenschaft, den Draht zugunsten des Menschen zu verlassen, was je nach Stromstärke nicht bekömmlich ist. Also braucht Mensch für den sicheren Umgang mit dieser Energiequelle eine effektive Isolierung.
Und hier kommen Kunststoffe ins Spiel. Glas, Keramik und Porzellan haben natürlich auch sehr gute isolierende Eigenschaften, aber sie sind relativ schwer, nicht bruchsicher und zur Herstellung von mechanischen Bedienungselementen nur bedingt geeignet. Beim Lichtschalter steht am Anfang noch ein Kompromiss: das Schaltergehäuse besteht aus dickwandigem Porzellan, das drehbare Schalterelement aus Hartgummi.
Der Klassiker wird dann ganz aus Phenolpressmasse – im Sprachgebrauch ist der Handelsname „Bakelit®“ häufiger – gefertigt, zumindest die sichtbaren Teile. Innen befindet sich noch ein Keramikelement für die Leitungsführung. Ein typisches Massenprodukt: Man findet ihn heute noch in älteren Häusern im Keller oder auf dem Dachboden. Schwarz und unauffällig, aber unentbehrlich und durchaus effektiv versieht er oft schon seit Jahrzehnten seinen Dienst. Nostalgiker statten sogar ihre sanierten Altbauwohnungen wieder damit aus.