Stromtransport – Datenübertragung – Stromkonsum
Auch für den Transport von elektrischer Energie waren zunächst die isolierenden Eigenschaften des Werkstoffs gefragt: ob im Hochspannungsbereich zum Transport über weite Strecken, für die Verteilung in die einzelnen Haushalte oder die sichere Leitung ins Endgerät.
Wärmeerzeugung, Lampen und Küchengeräte im Haus: hoher Sicherheitsstandard, Bedienkomfort und Ästhetik sind heute selbstverständlich. Aber ohne die verschiedenen Kunststoffe nicht denkbar: Flexible Kabel, sichere Schalter, leichte und formschöne Gehäuse für die unterschiedlichsten Zwecke. Bessere Isolationsmaterialien aus Kunststoff steigern die Energieeffizienz beispielsweise von Kühl- und Gefrierschränken.
Designer ratlos!
„Form follows Function“ – das alte Schlagwort aus den Anfängen des Industriedesigns am Beginn des 20. Jahrhunderts ist eine immer wieder zitierte Maxime. Aber was macht man, wenn man eine neue Funktion hat, für die es eigentlich noch keine Form gibt?
Vor diesem interessanten Problem standen Entwerfer in den 1930er Jahren, als es möglich wurde, Bettwärmer elektrisch zu betreiben.
Es gab gewisse Grundanforderungen an die Form, die Designer nicht ignorieren konnten: da das Objekt für einen ziemlich engen Kontakt mit dem menschlichen Körper gedacht war, waren bestimmte Sicherheitsvorgaben zu erfüllen. Die Heizelemente mussten so ummantelt sein, dass es nicht zu Verbrennungen kommen konnte, die elektrische Zuleitung sollte sicher sein und es dürfte keine zu harten Ecken und Kanten geben, die den Schläfer vielleicht stören könnten.
Sehr minimalistisch – sozusagen als Unform – zeigt sich die Lösung, die der Hersteller Veret in London um 1930 fand: ein Zylinder aus zwei Bakelitteilen. Die elektrische Zuleitung erfolgt an einem Ende, durch die Zweiteiligkeit können die Heizelemente im Innern des Zylinders leicht montiert und gewartet werden. Auf einen eigenen Ein- und Ausschalter am Gerät wurde verzichtet. Ob eine solche elektrische Wurst im Bett wirklich der landläufigen Gummiwärmflasche vorzuziehen war?
Eine andere Herangehensweise an das Problem präsentiert ein ebenfalls britisches Modell: der Bettwärmer von Rothermel Ltd. aus dem Jahr 1935 hat ein Gehäuse aus Bakelit®, dass sich bis in Details an die klassische Wärmflasche anlehnt. Nicht nur die Form eines abgeflachten rechteckigen Kissens, sondern auch der Einfüllstutzen für das heiße Wasser wurden nachgeahmt. Nur dass dieser Stutzen jetzt dazu genutzt wird, die elektrische Zuleitung aufzunehmen und den Ein-Aus-Schalter anzubringen. Sogar das leichte Oberflächenrelief der Gummiflasche wurde nachempfunden. Flexibel ist das Bakelitgehäuse natürlich nicht. Vielleicht war enge die Anlehnung an einen für den Konsumenten bekannten und bewährten Gegenstand eine Strategie, um das Misstrauen des Käufers gegenüber einem neuen technischen Gerät zu überwinden.
Wirklichen Fortschritt im Komfort gab es wahrscheinlich erst mit dem Aufkommen des Weich-PVC, das das deutsche Modell aus der Nachkriegszeit verwendet. Die Heizelemente sind in einer Art Kissen aus PVC-Folie eingebettet, das mit einem Stoffbezug noch angenehmer für die Haut wird.
Die im Ergebnis doch sehr unterschiedlichen Lösungen für die Gestaltung eines elektrischen Bettwärmers demonstrieren sehr anschaulich, dass ein Entwurf für einen Gegenstand zwar auch von der Funktionalität bestimmt wird, aber das zur Verfügung stehende Material – hier harter oder weicher Kunststoff – und auch die Tradition einer Funktion, besonders deutlich beim zweiten Modell, entscheidenden Anteil an der Gestaltung haben können.