Kommunikation und Information
Fast die Eier legende Wollmilchreitsau: Handy-Computer vereinen viele verschiedene Funktionen in einem kleinen Gerät, das bequem in die Hosentasche passt. Früher war dazu eine ganze Anzahl von Geräten oder Gegenständen nötig: Rechenmaschine, Schreibmaschine, Terminplaner, Adressbuch, Notizblock, Kamera, Musikbox. Übrigens telefonieren kann man damit auch...
Es war ein weiter Weg von den Anfängen der Telekommunikation bis zu diesem praktischen Stück High Tech. Man brauchte für die Datenübertragung durch elektrische Impulse wie bei der Energienutzung Kunststoff als Isolierung für die Leitungen aus Metalldrähten. Bei der Entwicklung immer kompakterer und leistungsfähiger Geräte leisteten Kunststoffe ebenfalls den entscheidenden Beitrag.
Kommunikation in der Belle Epoque
Ein kleines Objekt – gerade mal 4,5 cm hoch – aber es steckt eine Menge Kulturgeschichte dahinter. Die Form eines barocken Balusters und die weiß-blaue Marmorierung mit rosa Akzenten zeigen an, dass auf eine ansprechende optische Wirkung Wert gelegt wurde. Am oberen Ende ein Drücker aus Messing, der einen Hinweis auf den Zweck des Gegenstandes gibt: Es handelt sich um eine elektrische Dienstbotenklingel, deren Gestaltung natürlich in das anspruchsvolle Ambiente eines herrschaftlichen Wohnsitzes passen musste.
Im „Gesetz über das Telegraphiewesen“ von 1892 wurde im Deutschen Reich der Betrieb einer elektrischen Klingel innerhalb des eigenen Grundstücks erlaubt. Damit war nun behördlich gestattet, eine Anlage zu installieren, mit der man seine dienstbaren Geister dezent herbeizitieren konnte. Ein kleiner Druck auf den Knopf signalisierte an der Anzeigetafel in den Dienstbotenräumen, aus welchem Zimmer der Ruf der Herrschaft gekommen war. Da der Einsatz der eigenen Stimme als äußerst unfein galt, ersetzte das System die Handglocken, deren Reichweite natürlich begrenzt war, oder komplizierte mechanische Seilzüge, die mit einer Glocke verbunden waren.
Diese Form des technischen Fortschritts markiert aber auch den Anfang vom Ende eines Lebensstils, den sich ohnehin nur die oberen Zehntausend leisten konnten: seit den 1920er Jahren wurden immer mehr elektrische Haushaltshilfen entwickelt, die die „Minna“ nach und nach ersetzten: Waschmaschinen, Staubsauger oder Geschirrspülmaschinen.
Handy? - Handy!
Als das Telefonieren mobil wurde...
In der deutschen Sprache wird das mobile Funktelefon durch ein englisches Adjektiv, eben „Handy“ bezeichnet. Laut Definition des Oxford Advanced Learner’s Dictionary of Current Englisch”, hier die Ausgabe von 1974, bedeutet „handy“: „convenient to handle, easily used“.
1987 brachte Nokia mit dem „Nokia Mobira Cityman“ das erste Mobiltelefon als Handgerät für den NMT-Standard auf den Markt. Gemäß der Definition des Wörterbuches ist dieses Gerät aber so gar nicht „handy“: der anthrazitfarbene Kasten mit den harten Kanten hat wenig mit einer ergonomischen Form, die der Hand schmeichelt, zu tun. Dazu noch der überdimensionierte Antennenfühler!
Frauen mit gut proportionierten Handtaschen hatten wahrscheinlich weniger Probleme, aber Männer stellte der Transport dieses Telefons sicher vor eine logistische Herausforderung: weder die Hosen- noch die Jackettasche des gemeinen Businessoutfits dürfte diesem Gerät gewachsen gewesen sein. Und das Ganze an der Schlaufe ums Handgelenk zu tragen, war sicher weder praktisch noch besonders sexy. Es sei denn, das Gegenüber kannte sich aus und wusste, dass der Neupreis für dieses Stück Technik einmal etwa 4.500 € betragen hat.
Auch wenn uns der „Cityman“ gestalterisch heute nur noch kurios vorkommt, stand er doch am Anfang einer der für uns selbstverständlichen Entwicklung, mit der Telefonieren an jedem Ort und zu jeder Zeit möglich wurde. Vorherige Lösungen waren noch unhandlicher: große schwarze Kästen, auf deren Oberseite der Hörer thronte und die man mit einem Gurt über der Schulter tragen musste. Da war dieser Gegenstand doch schon wesentlich kompakter, leichter und besser zu bedienen.
Seit dieser Zeit hat sich die Technik rasant entwickelt. Die Handys wurden immer kleiner und leistungsfähiger und nehmen ohne Probleme zusätzliche Funktionen auf: Digitalkamera, MP-3-Player, PDA und vieles mehr, je nach Ausstattung.
Außerdem kann der Nutzer unter vielfältigen schicken Designs und Farben wählen: zum Aufklappen, zum Aufschieben, niedlich in Pink oder smart in schwarz und silber. Es gibt spezielle Geräte für den Gebrauch von Kindern oder für Senioren.
Heute setzt eigentlich nur noch die menschliche Anatomie der Miniaturisierung Grenzen: die Tasten müssen sich mit normalen Augen erkennen und von Erwachsenenhänden bedienen lassen, sonst wird das Handy eben durch seine Kleinheit wieder zu einem unhandlichen Gegenstand.